Update am 22.06.: Fussball WM Ergebnisse & Tabelle WM 2014 von gestern 21.06.
Faustdicke Überraschungen, unglaubliche Torfestivals und entschlossene Kämpferherzen: Auch am neunten Turniertag bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien wurde alles geboten, was das Fußballherz vor Freude im Dreieck springen lässt. Elf Treffer wurden bejubelt – und ein Underdog, der allen die Show stahl. In der sogenannten Todesgruppe D gab es nämlich die nächste Sensation unterm Zuckerhut zu notieren.
Recife. Es ist die Gruppe der ehemaligen Weltmeister. Uruguay, England und Italien – da waren sich alle Experten einig – würden mit allen Bandagen um den Einzug ins Achtelfinale kämpfen. Doch nach dem zweiten Spieltag in der Gruppe D ist erst eine einzige Entscheidung gefallen, die wohl niemand auf dem Zettel hatten. Denn Costa Rica steht im Achtelfinale! Nicht die Squadra Azzurra, nicht die Celeste und schon gar nicht die Three Lions. Im Gegenteil: England kann bereits die Koffer packen.
Italien – Costa Rica: Die nächste Sensation
Als die Ticos zum Auftakt in der Gruppe D Uruguay mit 3:1 geschlagen hatte, sprachen noch alle vor allem von schwachen Urus, die einen schlechten Tag erwischt hatten. Jetzt hat Costa Rica auch Italien mit 1:0 besiegt – und den selbsternannten Experten sind die Argumente ausgegangen. Denn auch bei ihrem zweiten Sieg waren die Mittelamerikaner vor allem eines: das klar bessere Team. Während Italien nämlich in der Schlussphase dem Abpfiff entgegen taumelte, spielten die Ticos erfrischend weiter und besaßen die weitaus besseren Torchancen.
Der alles entscheidende Treffer fiel unmittelbar vor dem Pausenpfiff, und die Bundesliga hatte maßgeblichen Anteil daran. Denn die Flanke von Junior Diaz vom 1. FSV Mainz 05 fand genau den Kopf von Bryan Ruiz, der unter die Latte köpfte (44.). Zeit für die Torlinien-Technologie, die bestätigte: drin! Costa Rica führte also, das mittlerweile auch verdient, nachdem Italien dem Spiel lediglich in der Anfangsphase seinen Stempel aufdrückte. Der vermeintliche Underdog hätte zu diesem Zeitpunkt aber längst in Führung liegen können, doch Referee Enrique Roberto Osses ließ nach einem glasklaren Rempler von Chiellini an Joel Campel weiterspielen, anstatt auf Elfmeter zu entscheiden (43.). Kein Problem, denn Costa Rica gewann sein Match ja auch so und schreibt bei der WM 2014 weiter Geschichte.
Nr. | Team | Spiele | Punkte | Tore |
---|---|---|---|---|
1 | Costa Rica | 3 | 7 | 4:1 |
2 | Uruguay | 3 | 6 | 4:4 |
3 | Italien | 3 | 3 | 2:2 |
4 | England | 3 | 0 | 1:2 |
So steht es – so geht es weiter in der Gruppe D: Ticos in der K.-o.-Runde
Costa Rica kann nach dem Sieg fürs Achtelfinale buchen. Ein Remis gegen England am kommenden Dienstag (24. Juni), und die Ticos wären sogar Gruppensieger. Weil Uruguay und Italien sich am letzten Spieltag im direkten Duell gegenüberstehen und dort auf jeden Fall Punkte vergeben werden, ist England vorzeitig ausgeschieden. Italien reicht aufgrund eines leicht besseren Torverhältnisses ein Unentschieden zum Weiterkommen, Uruguay muss für das Erreichen des Achtelfinales die Squadra Azzurra schlagen. Und Costa Rica? Den Mittelamerikanern wäre im Achtelfinale auf jeden Fall auch ein Sieg gegen Kolumbien, Griechenland, die Elfenbeinküste oder Japan aus der Gruppe C zuzutrauen.
Schweiz – Frankreich: Les Bleus in Torlaune
Drei Mal waren die Duelle zwischen der Schweiz und Frankreich zuletzt unentschieden geendet, zwei Mal sogar nur 0:0. Doch von einer Nullnummer konnte dieses Mal in Salvador alles andere als die Rede sein. Les Bleus erwischte die Eidgenossen eiskalt und siegte schlussendlich sage und schreibe mit 5:2 (3:0). Dabei leistete sich Karim Benzema sogar den Luxus, mit einem Strafstoß an Diego Benaglio zu scheitern (32.). Alles begann mit einem Kopfballtreffer von Olivier Giroud nach 17 Minuten. Als die Eidgenossen diesen Schock noch verdauten, jubelten die Franzosen schon zum zweiten Mal, denn Blaise Matuidi hatte ins kurze Eck eingeschoben (18.). Als dann Valbuena noch vor dem Pausentee sogar auf 3:0 erhöhte (40.), war die Partie spätestens für die Elf von Ottmar Hitzfeld verloren.
Mehr noch: Die Eidgenossen mussten aufpassen, im zweiten Abschnitt nicht ein historisches Debakel zu kassieren, denn Karim Benzema und Moussa Sissoko schraubten die Führung weiter in die Höhe (67./73.). 5:0 stand es mittlerweile für Les Bleus, ehe die Schweiz so etwas wie Stolz entwickelte und dank Blerim Dzemaili per Freistoßtreffer (81.) sowie durch Granit Xhaka (89.) noch zu seinen Ehrentreffern kam. Gut nur für die Eidgenossen, dass sie ihr erstes Gruppenspiel noch „kurz vor knapp“ gewonnen hatten. Nun ist Ottmar Hitzfeld als Motivator und Psychologe gleichermaßen gefordert.
Honduras – Ecuador: Partie gedreht
Als Außenseiter Honduras im zweiten Spiel der Gruppe E nach einer halben Stunde durch Costly die Führung erzielte (31.), war die WM 2014 nach aktuellem Stand der Dinge für Ecuador gelaufen. Mit diesem Resultat wären die Südamerikaner ausgeschieden gewesen. Gegen die Schweiz hatte Ecuador noch selbst einen 1:0-Vorsprung aus der Hand gegeben. Gegen Honduras blies man nun selbst zur Aufholjagd, die schnell Früchte tragen sollte. Mann des Tages war Enner Valencia, dem nur drei Minuten nach dem 0:1 prompt der Ausgleich gelang. Und dem ecuadorianischen Stürmer gelang im zweiten Abschnitt per Kopfball auch noch der alles entscheidende Siegtreffer nach einer guten Stunde (65.). Partie gedreht, kollektives Aufatmen in Ecuador!
Nr. | Team | Spiele | Punkte | Tore |
---|---|---|---|---|
1 | Frankreich | 3 | 7 | 8:2 |
2 | Schweiz | 3 | 6 | 7:6 |
3 | Ecuador | 3 | 4 | 3:3 |
4 | Honduras | 3 | 0 | 1:5 |
So steht es – so geht es weiter in der Gruppe E: Franzosen fast durch
Mit sechs Punkten führen die Franzosen die Tabelle in der Gruppe E an. Dass sie doch noch das Achtelfinale verpassen könnten, ist wegen der so klaren Tordifferenz wohl eher Zahlenspielerei. Les Bleus dürfen schon vorsichtig fürs Achtelfinale planen. Am kommenden Mittwoch (25. Juni) fallen die Entscheidungen. Im Fernduell mit Ecuador muss die Schweiz nach Möglichkeit deutlich gegen Honduras gewinnen, weil die Eidgenossen nun natürlich die schlechtere Tordifferenz im Vergleich zu den Südamerikanern haben. Die jedoch müssen gegen die Equipe Tricolore ran. Das ist die weitaus schwerere Aufgabe.
Selbst Honduras hat bei einem Sieg gegen die Schweiz und einer gleichzeitigen Niederlage von Ecuador gegen Frankreich noch die Möglichkeit, Platz zwei mit drei Punkten zu erklimmen. Anders herum könnten die Franzosen rein theoretisch noch von der Schweiz und Ecuador überrundet und auf Rang drei durchgereicht werden. So unwahrscheinlich das klingen mag – bei dieser WM muss offenbar mit allem gerechnet werden.